Quellen - ein sensibler und wertvoller Lebensraum
Pubilkation von Sat 10.04.2021
Arten und Lebensräume
Quellen – einzigartige Lebensräume
Quellen sind der Ursprung unseres Gewässersystems. Sie sind der Ort, an dem Grundwasser zutage tritt und unsere Fliessgewässer speisen. Sie sind wichtige Trinkwasserspender für Mensch und Tier. Sie sind aber auch ein Lebensraum für zahlreiche Lebewesen, die sich an das Leben in Quellen angepasst haben. Durch ihre Position am Anfang eines Gewässers bieten Quellen stabile Umweltbedingungen mit vergleichsweise schwach schwankender Wassertemperatur und relativ stabiler Schüttung. Sie sind nährstoffarm und ihre Ionenkonzentration spiegelt die Geologie im Untergrund wider.
Der Mensch hat seit jeher Quellwasser genutzt. Ihre Bedeutung für die Artenvielfalt in aquatischen Ökosystemen ist erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Quellen befinden sich stets in einem Spannungsfeld zwischen Nutzungsdruck und Aufrechterhaltung als Lebensraum für spezialisierte Gewässerorgansimen.
Im Unterengadin wurde 2018 mit der Kartierung von Quellen begonnen. Das Ziel ist, dass möglichst alle Quellen aufgesucht werden und nach einer vom BAFU festgelegten Methodik kartiert werden. Die Quellenkartierung wird durch Spezialistinnen und Spezialisten begleitet.
Im Schweizerischen Nationalpark haben wir die Möglichkeit Quell-Lebensräume genau zu untersuchen, die seit über 100 Jahren keinem Nutzungsdruck mehr ausgesetzt sind. Wir können so ein besseres Verständnis von Quellen und ihren Bewohnern erlangen. Und es ermöglicht uns natürliche Quellen über einen langen Zeitraum hinweg zu untersuchen, um beispielsweise die Auswirkungen des Globalen Klimawandels auf Quellen und kleine Bäche zu analysieren, ohne dass andere anthropogene Faktoren einen Einfluss ausüben. Diese Quellen werden unter der Leitung von Prof.Dr. Stefanie von Fumetti, Universität Basel, aufgenommen.
In der Region Engiadina Bassa / Val Müstair ist eine Vielzahl der Quellen durch menschliche Eingriffe wie zum Beispiel Beweidung beeinflusst. Dennoch sind viele dieser Quellen wertvolle Lebensräume, die quelltypische Gewässerorganismen beherbergen. Ziel der Arbeiten ist einerseits die Identifikation besonders schützenswerter Quellen, von denen zukünftig jegliche Nutzungen ferngehalten werden sollten. Andererseits werden die Quellen im Perimeter der UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair vertiefter betrachtet, um die Auswirkungen des Globalen Klimawandels zu verstehen, wenn andere Faktoren wie Viehtritt den Lebensraum Quelle zusätzlich beeinflussen. In einem 2019 gestarteten Langzeit-Untersuchungsprogramm werden ausgewählte Quellen und Bäche im Schweizerischen Nationalpark und der UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair jährlich untersucht. Neben der Fauna werden die Wassertemperatur kontinuierlich aufgenommen und die Ionenkonzentration sowie andere Umweltfaktoren dokumentiert. Die Quellen zur Langzeituntersuchung liegen im Schweizerischen Nationalpark (10 Quellen) und ausserhalb im Val S-charl sowie im Val Müstair in der Umgebung von Tschierv.